Stephen, please! Herr Hawking malt den Weltuntergang.

Der Folgende Artikel kursiert derzeit in den sozialen Medien, ein englischsprachiges Gegenstück dazu gibt’s ebenfalls:

https://de.sputniknews.com/amp/wissen/20171107318199764-stephen-hawking-ende-menschheit-alpha-centauri/

Der Artikel findet großen Zuspruch und verursacht kollektives Kopfnicken. Aber wieso? Ich glaube, dass die sozialen Medien uns mit viel zu vielen negativen Nachrichten überfluten, obwohl der globale Trend  gar nicht so negativ ist, wie er scheint. Deshalb hier eine kurze Gegendarstellung, die ich den Optimisten unter uns anbieten möchte.

Ich mag kein Genie sein, aber ich teile Hawkings Ansicht nicht. Ein paar Milliarden Menschen nach Alpha Centauri zu verschiffen, oder auch nur auf den Mars, erscheint mir logistisch und/oder technologisch nicht durchführbar. Stephen Hawking weiß das, daher nehme ich an, sofern er nicht doch langsam senil wird, dass seine Worte als Warnung verstanden werden wollen. Und damit hat er natürlich nicht ganz Unrecht: Es gibt eine Menge zu tun vor unserer Haustür, der Berg an Aufräumarbeit sieht überwältigend aus. Aber er ist nicht unüberwindbar.

Zwar kann ich nicht ausschließen, dass wir Menschen uns selbst absichtlich oder unabsichtlich ausrotten, aber die Prognose, dass die Überbevölkerung den Planeten Erde in einen „sizzling fireball“ verwandeln wird, finde ich überraschend. Dazu würde ich gerne die Zahlen nebst Hochrechnungen sehen, auf denen das fußt. Anscheinend teilen auch die Vereinten Nationen diese Auffassung nicht, denn dort sieht man im Gegenteil einen Trend, dass die Zunahme der Population sich verlangsamt, und in den nächsten 100 Jahren sogar wieder rückläufig werden wird. Das deckt sich hervorragend mit der Erkenntnis, dass wohlhabende Staaten generell weniger eigene Nachkommen produzieren. Mit anderen Worten: Mehr Wohlstand auf der ganzen Welt ergibt geringere Populationsdichte. Wir sollten also weiter an der Verbesserung des globalen Lebensstandards arbeiten.

Menschen haben sehr große Schwierigkeiten damit, exponentielle Vorgänge zu prognostizieren (siehe: Schachbrett-Metapher). Von Stephen Hawking würde ich erwarten, dass er mit diesem Bias vertraut ist, daher räume ich ein, dass ihm Daten vorliegen, die seine These untermauern, die mir nicht vorliegen. Worauf ich aber hinaus möchte ist, dass Technologie nicht nur Probleme verursacht, sondern potenziell Probleme auch lösen kann. Wir stehen derzeit am Beginn eines Trends, wo zunehmend Technologie für Problemlösungen eingesetzt wird (Beispiel: Solar). Technologie entwickelt sich aber nicht linear, sondern erfahrungsgemäß in Sprüngen mit regelmäßigen exponentiellen Sprints in bestimmten Domänen. Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen unsere Probleme im Prinzip lösen können. Und je mehr Menschen diesen vorsichtigen Optimismus teilen, desto wahrscheinlicher wird ein positives Auskommen!

Wenn wir Menschen in den nächsten 600 Jahren  dennoch verschwinden, dann möglicherweise nicht deshalb, weil wir einander gewaltsam ausrotten, sondern weil wir bis dahin unsere Evolution selbst in die Hand genommen haben, und nicht mehr wirklich Homo sapiens sind, sondern etwas anderes. Wir sind zunehmend in der Lage, das zu tun (siehe CRISPR/cas9). Auch eine zunehmende Verschmelzung mit Maschinen ist denkbar (Elon Musk’s Neural Lace sei genannt). Manche mögen das gruselig finden, aber niemand soll gedrängt werden, sich daran zu beteiligen.

Also, lieber Stephen Hawking. Die Warnung ist angekommen, und wurde verstanden. Die Apokalypse zu verkünden ist schön und gut, aber wenn Sie nicht wollen, dass wir Menschen die Hände in den Schoß und den Kopf in den Sand stecken, sollten Sie sich auch Gedanken über Lösungsansätze  machen, die nicht Nanoraumschiffe involvieren, sondern normalen Menschen auf der Straße einen Grund geben, morgens aufzustehen und nach dem Guten zu streben.

 

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